Gokyo Trek / Mera Peak (6654 m) - Khumbu, Nepal
28. März - 24. April 2014
Endlich! Ein Traum ging in Erfüllung.
Nach endlosen Wochen der Vorbereitung ging es endlich los.
Das Durchforsten von Tonnen von Literatur über Höhenmedizin, Nepal und
den Buddhismus hatte ein Ende gefunden.
Die langwierige Zusammenstellung der Bergapotheke sowie der
Notfallmedikamente gegen Höhenkrankheiten ist beendet; alle nötigen
Impfungen waren erledigt.
Das Material war nach unzähligen Packversuchen nun endlich zu meiner
Zufriedenheit verstaut.
Wir brachen auf nach Nepal!
Unser Ziel war der 6654m hohe Mera Central Peak, der sich im Makalu-Barun National Park befindet.
Doch bevor wir uns Richtung Ziel-Berg begaben, haben wir zur Akklimatisation ein zehntägigen Treck vorangestellt.
Von Anfang an waren wir in einer Dreiergruppe unterwegs, die nur aus meinem Bergkameraden Tom, unserem nepalesischen Guide Surcha und mir bestand. Später kam noch Träger Milan hinzu.
Der große Vorteil so einer kleinen Gruppe ist, dass man flexiblel und unabhängig ist, und dass Entscheidungen schnell getroffen sind.
Der Gokyo Trek führte uns von Lukla mit einer Übernachtung in Phakding nach
Namche.
Dort angekommen, legten wir wegen der Aufstiegshöhe von knapp 800 Höhenmetern gleich mal einen Akklimatisationstag ein.
Dazu stiegen wir zum Everest View Hotel auf und genossen die Top
Aussicht auf den Everest und die Ama Dablam, danach stand eine
Besichtigung der Hillary Secondary School in Khumjung an.
Nächstes Ziel vor den Rückmarsch nach Namche war das Hillary Hospital in
Khunde.
Tags darauf verließen wir das geschäftige, komfortable und mit Touristen
aus aller Welt überfüllte
Namche in Richtung Sherpa-Gebiet.
In zwei Tagen erreichten wir, mit einer Übernachtung in Thame, die
letzte "Bastion" der Zivilisation im Thame Valley, da auf 4370m gelegene
Lungden.
Hier wurde nicht geplanter Akklimatisationstag nötig, da ich an leichten
Höhenkrankheitssymptomen wie Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen litt.
Der 18kg Rucksack zeigt dann wohl doch seine Wirkung.
Am nächsten Morgen war alles wieder ok und wir konnten den Renjo La Pass
mit seinen 5340m angehen.
Gegen Mittag erreichten wir den Pass und hatten wirklich eine Wahnsinns
Aussicht auf Everest, Nuptse, Lhotse, Makalu, Kangchungtse, Pumori,
Changtse und viele weitere bekannte Gipfel.
Den Abstieg hatten wir leicht unterschätzt, den er war länger als
gedacht und nicht ganz ungefährlich.
Nach einer Nacht in Gokyo begrüßte uns der Cho Oyu mit seinem in der
Morgensonne glühendem Gipfel.
Noch vor dem Frühstück hetzten wir, aus trainingsgründen, auf den 5320m
hohen Gipfel des Gokyo Ri, den wir nach knapp zwei Stunden erreichten.
Die Aussicht toppte sogar noch den Renjo La Blick des Vortags und man
konnte sich nicht satt sehen.
Drei Achttausender, unzählige weltberühmte Siebentausender und zu Füßen
den Ngozumba Gacier, den größten Gletscher Nepals, dessen Randmoräne wir
nach dem Abstieg nach Gokyo natürlich noch erklommen haben.
Weiter ging es die gut 16 km bis nach Dole.
In der wirklich tollen Lodge "Dole Resort" nutzen wir die Gelegenheit,
die bisher beste "Hot Shower" zu genießen.
Die Auswirkungen so einer warmen Dusche auf die Psyche ist erstaunlich!
Wieder war uns am nächsten Morgen der Wettergott gnädig und es ging bei
strahlendem Sonnenschein zurück nach Namche
Das WLAN dort wurde sogleich für einen Skype-Anruf zuhause genutzt, den
die Woche zuvor war telefonieren nicht möglich.
In einem Rutsch bewältigten wir, wieder den Trainingsgedanken im
Hinterkopf, die rund 22km von Namche nach Lukla. Wir "hingen" uns an
eine Gruppe junger, einheimischer Träger und versuchten uns nicht
abschütteln zu lassen, was uns auch gelang.
Nach einem Ruhetag in Lukla, der vom Verfolgen des Flugbetriebs am
Airport und dem Erkunden der Geschäfte und dem Besuch der German Bakery
geprägt war, brachen wir tags darauf auf ins Hinku Valley.
Bei unserer Planung tauchte der Zetra La (Chhetrala) Pass nur als
Randnotiz auf, aber die sieben österreichischen Bergretter, die wir in
Chutanga bei unserem Nachlager trafen, berichteten schon nichts Gutes
von diesem Weg-Stück. Nur zwei von Ihnen erreichten drei Tage zuvor den
Gipfel des Mera Peak.
Wir ließen uns aber durch diese Schauergeschichten nicht runterziehen
und machten und am nächsten Tag gut gelaunt auf den steilen Weg.
Der Lodge Besitzer musste mit Nachdruck davon überzeugt werden, dass wir
früher aufbrechen wollten, als er bereit war, das Frühstück
herzurichten.
Der steile Weg hinauf zu Pass zog sich endlos und über 4000 Meter
verstanden wir dann auch die Sorgen der Österreicher. Der Weg war sehr
steil und stets vereist.
Es wurde immer steiler und jeder Schritt wollte
gut überlegt sein. Es ging es richtig weit runter und wir fragten uns
immer wieder, wieso wir keine Grödel eingepackt hatten.
Unser Guide Surcha war da besser ausgerüstet - er hatte Grödel.
Allerdings ging unserer Träger Milan, der uns nun seit Lukla begleitete
und das zusätzliche Gepäck für den Mera schleppte, mit Turnschuhen.
Als wir den Pass auf gut 4600m erreichten, stellte sich heraus, wir
hätten keine Minute später aufbrechen dürfen, denn ein Gewitter mit
darauffolgenden Schneegestöber überraschte uns und die zwei Stunden
Marsch zur nächsten Lodge waren durchaus von etwas mulmigen Gefühlen
begleitet.
Am nächsten Tag stapften wir durch den Schnee runter nach Kothe und den
Tag darauf im riesigen Flussbett hoch nach Tangnag, wo wir unseren
Climbing Guide Lakba Sherpa kennenlernten.
Das Wetter hat sich die letzten Tage merklich verschlechtert und wir
hörten, dass seit vier Tagen niemand mehr den Gipfel erreicht hat.
Die Vollmondnacht vor unserem Aufstieg zum Khare Base Camp war
allerdings wieder klar und nebenbei bemerkt eine der schönsten, die ich
je erlebt habe.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es dann am nächsten Morgen hoch nach
Khare auf 4900m.
Nach einem letzten Check der Ausrüstung entschieden wir kurzerhand
unseren Gipfelversuch am nächsten Morgen zu starten. Die anderen
Gruppen zogen es vor noch einen Tag zu warten.
Auf dem Weg zum High Camp kamen uns einige richtig ausgemergelten und
frustriert en Gestalten entgegen, die die letzten Tage im High Camp
festgesessen waren, oder aufgrund des weichen Neuschnees gescheitert
waren.
Der Aufstieg zum Mera La Gletscher flößte uns nochmal gehörigen Respekt
ein - ein steiles Feld aus Felsen und Seracs, das einen insgesamt sehr
instabilen Eindruck machte.
Dann ging es über den Gletscher, vorbei am Mera Peak Base Camp, dass wir
aufgrund unserer guten Akklimatisation nicht nutzen mussten, hoch zum
High Camp auf ca. 5800m.
Dort trafen wir nur auf zwei Amerikanische Seilschaften mit ihren
Guides und Trägern - genug Platz also für unsere zwei Zelte.
Das Wetter war noch nicht optimal, aber es schneite den ganzen Tag nicht
mehr, aber es war sehr kalt und windig.
Um 3:00 Uhr brachen wir dann, zusammen mit zwei US-amerikanischen
Seilschaften mit je drei Mann, Richtung Gipfel auf.
Die Dreier-Seilschaft vor uns übernahm dankenswerterweise die meiste
Spurarbeit, trotzdem fiel man in den windgeschützten Flanken teilweise
bis zu den Knien in den weichen Schnee ein.
Glücklicherweise hatte sich, durch die Kälte und den strengen Wind, die
Schneedecke besonders im oberen Teil mittlerweile größtenteils
verfestigt.
Nach unzähligen Verschnaufpausen, die mein Seilpartner Tom überwiegend
nutze, um die Kälte, die an seinen Zehen nagte, durch Bewegung aus
seinen etwas unterdimensionierten Trekkingschuhen zu bekommen,
erreichten wir endlich den Gipfelaufbau des Mera.
Lakba und der Guide der Amerikaner befestigten das Fix-Seil, an dem wir
uns die letzten paar Meter auf den Gipfel stock sichern konnten und so
standen wir um 6:55 Uhr zusammen mit drei Amerikanern auf dem 6654m
hohen Zentral-Gipfel des Mera Peak.
Seinem Ruf, der "Schönste Aussichtsberg der Welt" zu sein, wurde der
Mera Peak an diesem, unserem Tag voll gerecht.
Nach ca. einer Stunde am Gipfel stiegen wir ab bis nach Tangnag - ein
ganz schöner Schlauch!
Nach zwei weiteren Tagen mit Übernachtungen in Kothe und Thuli Kharka
(Chhetrawa) und erneuter Überquerung des kniffligen Zetra La Passes
erreichten wir wieder Lukla drei Tage früher als geplant.
Die Reservetage waren als Schlecht-Wetter-Tage oder Akklimatisationstage
eingeplant